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12.07.2016
Der Lebensretter mit dem Greifer
Lesedauer des Artikels: 2.03 Minuten
12.07.2016
Lesedauer des Artikels: 2.03 Minuten
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Wenn Ömer Kisi einmal zupackt, hat er gleich sieben Tonnen Stahlschrott im Greifer. Da kommt über die Jahre eine Menge zusammen. 3000 Schiffe hat er schon entladen, seit er 1981 seine Arbeit im Hafen begann. Ömer Kisi ist Kranführer bei der Rohstoff Recycling Osnabrück GmbH (RRO). Was er aus dem Bauch der Binnenschiffe holt, landet erst im Güterwaggon und dann im großen Elektroofen der Georgsmarienhütte.
Schon sein Vater, der als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland gekommen war, arbeitete bei Klöckner auf dem Schrottplatz. Während er am Fließband der Schredderanlage stand, zog es seinen 1962 geborenen Sohn nach Höherem. 18 Meter über dem Wasserspiegel hat Ömer Kisi einen beneidenswerten Blick über den Hafen, den Stichkanal, die Stadt und die Hügelketten des Umlandes.
»Draußen arbeiten und immer frische Luft«, das gefällt dem dreifachen Vater, der in seiner Freizeit gern Fußball spielt oder ins Fitness-Studio geht.
Acht bis neun Stunden dauert es heute meist, ein Binnenschiff zu entladen. Der Kranführer sitzt oben in seiner Kabine, hört Radio und bewegt tonnenweise Schrott. Langweilig wird ihm dabei nie. Mit seinen Kollegen verständigt er sich über Funk, aber Frühstück und Mittagspause verbringen sie gemeinsam in Bodennähe. So geht das Tag für Tag, der der Elektrolichtbogenofen will gefüttert werden.
Überraschungen gibt es selten, aber einen Vorfall wird Ömer Kisi nie vergessen. Es war Ender der 80er Jahre, da lag ein Schiff mit Trägerschrott am Kai, „richtig hoch beladen“, wie der Kranführer erzählt. Und deshalb wollte ihm der Schiffer zeigen, wo er mit dem Abladen beginnen solle. Dummerweise löste sich ein Eisenrohr aus der Ladung, der Käpt’n verlor das Gleichgewicht und ging über Bord. Zu allem Unglück konnte er nicht schwimmen und zappelte im Wasser herum. Ömer Kisi fackelte nicht lange und näherte sich dem Mann vorsichtig mit dem Greifer. Der Schiffbrüchige klammerte sich fest und gelangte so wieder auf festen Boden.
Seitdem wissen alle auf dem Schrottplatz, dass ein Kran nicht nur für altes Eisen gut ist, sondern auch, um Leben zu retten.
100 Jahre Hafen Osnabrück - anlässlich des Jubiläums veröffentlichen wir in Zusammenarbeit mit dem Museum Industriekultur auf unserem Blog regelmäßig Fakten aus der bewegten Geschichte des Osnabrücker Hafens. Diese Beiträge wechseln sich ab mit Portraits von Zeitzeugen und Menschen, die am Hafen arbeiten und/oder leben.
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2 Kommentare
Louise
13. Februar 2019 um 14:34
Mein Opa hat früher an einem Elektrolichtbogenofen gearbeitet. Mittlerweile ist er pensioniert. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie groß die Maschinen sind, an denen er gearbeitet hat.
Hebezone
10. November 2016 um 13:20
Dieser Bericht bietet wirklich einen interessanten Einblick in das Leben eines Kranführers. Durch das Porträt im Video merkt man, dass man sehr viel Verantwortung für diesen Beruf mitbringen muss, er aber trotzdem richtig Spaß machen kann.