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Als 17-jähriger Soldat kam Paul Barron nach Deutschland - und blieb

Er kennt alle Kasernen in Osnabrück wie seine Westentasche. Paul Barron hatte sein Büro viele Jahre in den Roberts Barracks. So nannten die Briten die Winkelhausen-Kaserne im Hafen. Als in London entschieden wurde, die Streitkräfte aus Deutschland abzuziehen, wechselte Paul Barron die Seiten und avancierte in städtischen Diensten zum Mann der Konversion. Jetzt ist er im Ruhestand und verfolgt mit lebhaftem Interesse, wie ein Militärgelände nach dem anderen in eine zivile Nutzung übergeht.

100 Jahre Hafen Portraet Paul Barron

Ein neues Kapitel aufgeschlagen. Paul Barron verfolgt mit Interesse, wie die Winkelhausenkaserne in eine zivile Nutzung übergeht.

Paul Barron kam als 17-jähriger Soldat nach Deutschland, das Land, in dem die Bratwurst mit Pommes so gut schmeckte, in dem alles so sauber aussah und in dem die Kneipen viel länger geöffnet hatten als zu Hause in Somerset. Auch die Menschen sagten ihm zu. So lernte er eine deutsche Frau kennen, verließ die Armee, um sie zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen, blieb seinem alten Arbeitgeber aber als Zivilangestellter treu. Zuerst als Büroleiter der Bauverwaltung, später als ihr Chef.

Nachdenklich blickt der Mann mit dem englischen Akzent auf das alte Speichergebäude an der Elbestraße, in dem die Heeresbäckerei im Zweiten Weltkrieg Brot für Hitlers Soldaten produzierte. Als die Briten 1947 die Kaserne übernahmen, konnten sie viele Gebäude weiternutzen. Das galt für die Offizierskasinos ebenso wie für die Garagen. Im Reitstall der Wehrmacht brachten sie zeitweise 600 Pferde unter, auch für Polo und die Fuchsjagd, eine Liebhaberei mancher Offiziere. Damit war aber schon lange Schluss, als die Garnison 2009 abgezogen wurde.

Paul Barron blieb in Osnabrück. Und half der Stadt, ein ganz neues Kapitel aufzuschlagen. Noch immer klingt die Begeisterung aus seinen Worten, wenn er die Veränderungen beschreibt.

Die alte Großbackerei, die jahrelang als Lagerhalle für die NAAFI-Shops diente, wird jetzt von Designstudenten der Hochschule als Werkstatt genutzt.

150 Meter weiter hat Kaffee Partner seinen spektakulären Neubau errichtet und Arbeitsplätze geschaffen. Einer wie Paul Barron weiß natürlich auch, dass dort, wo sich inzwischen die Polizei und das Finanzamt niedergelassen haben, einmal das britische Militärgericht untergebracht war. Sogar ein Gefängnis gab es dort - für Delinquenten, die für Diebstähle oder Drogendelikte büßen mussten.

Eine Frage hat den historisch interessierten Engländer lange beschäftigt. In der Winkelhausenkaserne, so wurde erzählt, habe es früher zwei Reichsadler der Wehrmacht gegeben. Einer, soll nach dem Krieg als Trophäe nach England gegangen sein. Aber wo ist dann der zweite geblieben? Inzwischen hat Paul Barron herausgefunden, dass es nur einen Reichsadler gab. Das NS-Symbol stand vor einem der Speichergebäude an der Elbestraße. Die Militärpolizei hat es kurz nach dem Krieg entfernt.

100 Jahre Hafen Osnabrück - anlässlich des Jubiläums veröffentlichen wir in Zusammenarbeit mit dem Museum Industriekultur auf unserem Blog regelmäßig Fakten aus der bewegten Geschichte des Osnabrücker Hafens. Diese Beiträge wechseln sich ab mit Portraits von Zeitzeugen und Menschen, die am Hafen arbeiten und/oder leben.

Gastblogger
Rainer Lahmann-Lammert

Nicole

Ansprechpartner:in

Veröffentlicht am
19.07.2016

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