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Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Lokführer und Transport)

Sie sind schon etwas ganz besonderes, die beiden Auszubildenden bei der Eisenbahn- und Hafenbetriebsgesellschaft (EHB) im Osnabrücker Hafen. Das merkt man Astrid Winter, Ausbilderin der beiden, deutlich an. Denn: Ennes Skrijelj und Sebastian Wurm sind die ersten beiden Azubis, die bei der EHB eine Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Lokführer und Transport) machen. Am 01. August 2019 haben sie ihre Ausbildung bei uns begonnen. Ich habe mit ihnen und ihrer Ausbilderin über den neuen Ausbildungsberuf bei den Stadtwerken gesprochen…

Als ich gegen Mittag im Hafen ankomme, stehen die Loks fein säuberlich aufgereiht auf ihren Gleisen. Wagenzüge mit einer Gesamtlänge von bis zu 740 Meter und mit einem Maximalgewicht von 2.400 Tonnen werden mit ihnen im Hafen in der Regel transportiert. Später einmal werden auch Ennes Skrijelj und Sebastian Wurm Herren über diese Loks sein. Doch alles zu seiner Zeit. Jetzt ist erst einmal Schichtende für die beiden. Seit 5 Uhr morgens sind die Azubis auf den Beinen. Ganz schön früh wie ich finde. „Wir haben hier Gleitzeit“, erzählt mir Ennes. „Das ist praktisch. Je nachdem was ansteht, fangen wir mal früher und mal später an.“ Auch Astrid Winter nimmt mich in der Hafenstraße in Empfang. Seit Anfang August ist sie die Ausbilderin der beiden. Seit 10 Jahren ist sie bei den Stadtwerken bzw. der 100-prozentigen Tochter EHB im Bereich Betriebsplanung im Osnabrücker Hafen tätig. Azubis auszubilden ist aber auch für sie eine neue Erfahrung. „Und eine schöne“, ergänzt Astrid Winter.

Ausbildung im Osnabrücker Hafen

Ennes Skrijelj, Sebastian Wurm und Sylvester Bach (v.l.n.r.) an ihrem Arbeitsplatz.

Ausbildung im Osnabrücker Hafen

Ennes Skrijelj und Sebastian Wurm kontrollieren den Ölstand der Lok. Eine typische Aufgabe vor Fahrtantritt.

 

Von Bremsproben, Pfeiftafeln und der Definition eines Bahnhofs

Seit knapp drei Monaten sind Ennes und Sebastian nun dabei. In dieser Zeit haben sie bereits viel erlebt und gelernt: „Zum Einstieg gab es direkt einen zweiwöchigen Crashkurs mit anderen Auszubildenden in Bremervörde“, erzählt Sebastian. „Da haben wir zunächst die Grundlagen kennengelernt, zum Beispiel die Definition eines Bahnhofs.“ Ganz die Ausbilderin wirft Astrid Winter direkt ein: „Und? Was ist ein Bahnhof?“ Ehrlich gesagt, dachte ich, ich wüsste was ein Bahnhof ist, aber die Antwort, die Sebastian dann gekonnt herunterspult ist dann doch etwas anders als meine laienhafte Vorstellung eines Bahnhofs. Es ist dann eben doch etwas ganz anderes, wenn man als zukünftiger Lokführer über einen Bahnhof spricht. „Test bestanden!“, werfe ich ein und auch Astrid Winter ist stolz auf das bereits Gelernte ihrer Azubis.

 

 

»Was ist zu tun, wenn der Lokführer ein Schild mit einem ‚P‘ vor einem Bahnübergang sieht?!«

„Zunächst geht es darum die Grundlagen der ‚Eisenbahnwelt‘ mit ihren Fachbegriffen und Signalen zu verstehen“, erklärt Astrid Winter. „Zum Beispiel: Was ist zu tun, wenn der Lokführer ein Schild mit einem ‚P‘ vor einem Bahnübergang sieht?!“ Ich gucke sie ratlos an. „Das ist eine Pfeiftafel“, springt Ennes ein. „Vor manchen Bahnübergangen ohne Ampel oder Schranken pfeift der Lokführer, um Straßenverkehrsteilnehmer vor dem heranfahrenden Zug zu warnen.“ Und wieder was dazu gelernt…

Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst. Danach haben die beiden ihren Führerschein (übrigens sowohl für Güter- als auch für Personentransporte). Das berechtigt sie allerdings noch nicht auch im Betrieb zu fahren. „Das ist eine Besonderheit dieser Ausbildung“, so Astrid Winter. „Neben der klassischen IHK-Ausbildung, absolvieren die Azubis auch innerbetriebliche Prüfungen. Erst wenn alles bestanden ist, sind sie auch berechtigt die Loks bei uns zu fahren.“ Unter anderem stehen Prüfungen zum Bremsprobenberechtigen, Wagenprüfer und Rangierbegleiter für die beiden auf dem Zettel. Ganz schön anspruchsvoll denke ich mir, aber immerhin ist es ja auch ein Beruf mit großer Verantwortung. Ein Gefährt mit mehreren 1.000 Tonnen angehängter Last will schließlich gekonnt geführt werden. „Und es lohnt sich…“, versichern beide Azubis.

Ausbildung im Osnabrücker Hafen

Die Lok lässt sich auch außerhalb der Führerstandes rangieren: Sebastian Wurm zeigt wie es mit der Funkfernsteuerung.

 

Ausbildung im Osnabrücker Hafen

Ganz schön viele Knöpfe und Schalter: Ennes Skrijelj im Führerstand der Lok.

Warum Eisenbahner? Zwei ganz unterschiedliche Vorgeschichten...

 

»Mein Opa und Papa waren auch beide bei der Eisenbahn. Schon als Kind bin ich bei Papa auf der Lok mitgefahren.«

Eine Frage drängt sich natürlich auf: Warum genau diese Ausbildung? Astrid Winter schmunzelt: „Die Vorgeschichten der beiden könnten unterschiedlicher nicht sein.“ Ennes hatte vor seiner Ausbildung keinerlei Berührungspunkte mit Eisenbahnen. Er hat eine Ausbildung zum Elektriker angefangen, aber wieder abgebrochen. „Das war nichts für mich. Jetzt bin ich zufrieden.“ Sebastian ist dagegen quasi als Eisenbahner aufgewachsen: „Mein Opa und Papa waren auch beide bei der Eisenbahn. Schon als Kind bin ich bei Papa auf der Lok mitgefahren.“ Der spätere Berufswunsch stand so schnell fest. Wie passend, dass diese Ausbildung nun seit 2019 auch im Osnabrücker Hafen möglich ist.

Warum eigentlich? „Wie in vielen anderen Berufen auch, wird es immer schwieriger Fachkräfte zu finden,“ erklärt Astrid Winter. „Warum also seine eigenen Fachkräfte nicht von Anfang an selbst ausbilden, weiterentwickeln und fördern?!“

Eine letzte Frage hätte ich dann doch noch: Wie sieht so ein typischer Arbeitstag im Osnabrücker Hafen aus? „Den gibt es nicht“, sagt Sebastian direkt und Ennes nickt zustimmend. „Jeder Tag ist anders. Mal unterstützen wir im Rangierdienst bei der Zustellung oder Abholung von Kundengütern oder bei der Zusammenstellung von Zügen. An anderen Tagen begleiten wir die Kollegen beim Prüfen von Güterwagen oder der Wartung der Loks oder wir unterstützen auch mal die Kollegen, die für die Infrastruktur im Osnabrücker Hafen zuständig sind“, erzählt Ennes. „Wir schmieren Weichen, kontrollieren Gleisanlagen, helfen bei kleinen Instandsetzungsarbeiten, und halten das großflächige Gelände in Schuss.“

»Das ist einmalig«, ergänzt Sebastian. »Alle unterstützen sich hier gegenseitig, damit der Betrieb reibungslos läuft.«

Ich merke schnell, dass die beiden mit der Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst genau ihre richtige Ausbildung gefunden haben…
 

Interesse bekommen? Azubis gesucht!

Auch für das Ausbildungsjahr 2020 suchen wir bereits wieder Auszubildende zum Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Lokführer und Transport). Schnell bewerben unter www.swo.de/stellenangebote

Zum Hintergrund: Eisenbahn- und Hafenbetriebsgesellschaft (EHB)

Die EHB ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke Osnabrück und für den Betrieb, die Instandhaltung und die Entwicklung des Osnabrücker Hafens zuständig. Rund 1.3 Mio. Tonnen Güter wurden 2018 im Osnabrücker Hafen umgeschlagen.

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Lisa

Blogger:in

Veröffentlicht am
05.11.2019

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