Eigentlich ist die 76-jährige Christa Boußillot ganz flott mit ihrem Rollator unterwegs. Aber: „Das Aus-…
30.05.2016
Eine Busschulung der besonderen Art
Lesedauer des Artikels: 2.89 Minuten
30.05.2016
Lesedauer des Artikels: 2.89 Minuten
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Thomas Klenke steigt mühsam in den Bus. Halskrause, Bleiweste und Fußgewichte lassen ihn (gefühlt) um Jahre altern und erschweren den sonst so routinierten Einstieg. Von Kopf bis Fuß ist der Busfahrer der Stadtwerke Osnabrück mit insgesamt etwa 30 Kilogramm Extragewichten ausgestattet. Eine Brille simuliert zusätzlich unterschiedliche Sehbehinderungen, Kopfhörer vermindern das Hörvermögen. Thomas Klenke steckt in einem sogenannten Alterssimulationsanzug, der einen Perspektivwechsel der besonderen Art ermöglicht: Wir befinden uns mitten in der Praxisphase des Projekts "BusSchlau - einer regelmäßigen inklusiven Schulung von Stadtwerke und Heilpädagogischer Hilfe Osnabrück (HHO). „Es ist schon ein Unterschied, ob man das alles am eigenen Leib erfährt, oder immer nur aus unserer Position als Fahrer“, erzählt Thomas Klenke.
Während die Busfahrer testen wie man sich als Fahrgast mit Einschränkung fühlt, erfahren die Fahrgäste in einem zweiten Bus, was es heißt selbst am Steuer zu sitzen: „Ich kann im Außenspiegel niemanden mehr sehen“, wundert sich Frank Lucas. Die fünf Personen, die sich entlang des Busses aufgereiht haben, sind im toten Winkel verschwunden.
Ralf Haunhorst, ebenfalls Busfahrer bei den Stadtwerken und regelmäßig im Rahmen der BusSchule unterwegs, erklärt den Effekt und gibt zu bedenken: „Auch wenn Fahrgäste an der Haltestelle noch nach dem Bus rennen, verschwinden diese meist im toten Winkel. Dann kann der Fahrer sie gar nicht erst sehen.“
Gegenseitiges Verständnis schaffen, Fragen klären und Missverständnisse ausräumen: Genau das ist Hintergrund der in dieser Form einmaligen Schulung.
„Es gibt viel Klärungsbedarf zwischen Busfahrern und Fahrgästen“, weiß Haunhorst aus Erfahrung. „Oft hilft ein einfaches Gespräch, um diese aus dem Weg zu räumen. Oder eben ein Perspektivwechsel wie er in solchen sozialen Projekten mit der HHO ermöglicht wird.“
Den Vormittag nutzen alle Teilnehmer deshalb zunächst für ein gegenseitiges Kennenlernen und einen zwanglosen Austausch. So wurden auch die bisherigen Erfahrungen im öffentlichen Personennahverkehr thematisiert.
»Für viele unserer Mitarbeiter bedeutet das Busfahren ein hohes Maß an Lebensqualität«, erzählt Jens Pöttger, Leiter im Bereich Berufliche Bildung bei der HHO.
„Sie nutzen den Bus für den Weg zur Arbeit oder aber für private Unternehmungen.“ Das Osnabrücker Liniennetz ist den Teilnehmern deshalb nicht fremd: Frank Lucas weiß genau mit welcher Linie er morgens am schnellsten zu seinem Arbeitsplatz in die Werkstatt in Sutthausen kommt.
An der einen oder anderen Stelle ergeben sich jedoch hin und wieder Fragen oder Missverständnisse. „Auch für die Fahrer sind die Situationen in den Bussen nicht immer leicht einzuschätzen, denn nicht jede Behinderung ist auf den ersten Blick erkennbar“, weiß Pöttger. Aus diesem Grund unterstützten bei der Schulung zusätzlich ein Psychologe und eine Gebärdendolmetscherin beim richtigen Umgang in schwierigen oder ungewohnten Situationen.
Der Erfolg des inklusiven Schulungskonzeptes zeigt sich nicht nur bei Fahrern und Fahrgästen mit Behinderung: Die Industrie- und Handelskammer zeichnete das gemeinsame Projekt von Stadtwerken und HHO zu Beginn des Jahres mit dem 2. Platz des IHK-Bildungspreises in der Kategorie „Sonderpreis“ aus. Insgesamt traten neben den Stadtwerken elf weitere Teilnehmer an, um unter dem Motto „Für Gipfelstürmer“ beim bundesweit ausgelobten IHK-Bildungspreis 2016 ihre Projekte zu präsentieren.
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Ein Kommentar
Mecke
6. August 2019 um 11:01
Wow, diese Beschulung ist super. Schön, dass ein Perspektivwechsel ermöglicht wird und dadurch das Verständnis gegenüber älteren bzw. kränkeren Menschen wachsen kann. Wenn man auf einmal mit einem Grauen Star und ein paar Kilos mehr konfrontiert ist, dann kommt ganz schnell das Bewusstsein.