Dynamischer Stromtarif: Zwischenbilanz

„Dynamische Stromtarife machen den Strommarkt für unsere Kundinnen und Kunden transparenter. Sie eröffnen ihnen neue Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden“, sagt Jan-Hendrik Funke, Energiechef der Stadtwerke Osnabrück. „Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Aber die breite Nachfrage muss sich noch entwickeln. Es ist ein Lernprozess, der Zeit und Information braucht.“  

Der Tarif Strom dynamisch orientiert sich am Day-Ahead-Spotmarkt. Für jede Stunde des Folgetags wird dort ein eigener Strompreis festgelegt. Wer seinen Verbrauch zeitlich flexibel steuern kann, z. B. durch das gezielte Laden eines E-Autos bei niedrigen Preisen, kann von günstigen Marktbedingungen profitieren. Im Vergleich zu Festpreis-Produkten ergeben sich dadurch Einsparpotenziale bei den Stromkosten: Insbesondere dann, wenn Börsenpreise niedrig sind. Kundinnen und Kunden leisten darüber hinaus einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Denn sie verlagern ihren Verbrauch in Phasen, in denen besonders viel grüner Strom aus Sonne und Wind ins Netz eingespeist wird. 

Für die Nutzung von „Strom dynamisch“ ist ein intelligentes Messsystem (iMSys) erforderlich. Es besteht aus einer modernen Messeinrichtung und einem sicheren Kommunikationsmodul (Smart Meter Gateway). Damit können Verbrauchswerte verschlüsselt und automatisch an den sogenannten Messstellenbetreiber übermittelt werden. In Osnabrück hat Anfang 2025 der gesetzlich vorgeschriebene Pflicht-Rollout begonnen. Dieser gilt für Haushalte mit einem Jahresverbrauch zwischen 6.000 und 100.000 kWh oder einer PV-Anlage mit einer installierten Leistung von 7 bis 100 kW. Als Messstellenbetreiber hat die SWO Netz bereits mehr als 75 Prozent der für 2025 vorgesehenen 2.000 iMSys eingebaut. 

Ergänzend dazu gibt es zwei weitere Rollout-Varianten: 

• Kundenwunsch-Rollout: Haushalte mit einem geringeren Verbrauch oder einer PV-Anlage mit kleinerer Leistung können freiwillig ein iMSys beantragen. Der kostenpflichtige Einbau erfolgt zu einem einmaligen Preis von 100 Euro plus 30 Euro jährlich – im Rahmen der gesetzlichen Preisobergrenzen.  

• Optionaler Rollout: Der Messstellenbetreiber kann den iMSys-Einbau auch eigenständig veranlassen – bei Haushalten mit unter 6.000 kWh Verbrauch oder Erzeugern mit 1 bis 7 kW installierter Leistung. 

Smart Meter

Strom dynamisch bietet große Chancen – aber nicht für jeden Haushalt. „Nur wer seine Stromverbräuche gezielt verschieben und anpassen kann, profitiert wirklich von diesem Tarif“, erklärt Jan-Hendrik Funke. „Je höher der Anteil an flexibel steuerbaren Verbrauchsgeräten, desto höher ist das Einsparpotenzial. Gleichzeitig steigt aber auch die Verantwortung für die eigene Energienutzung.“