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Zwei Fachmänner im Kampf gegen Kabelfehler

Strom kommt jederzeit aus der Steckdose – selbstverständlich. Technische Geräte funktionieren auf Knopfdruck – ist doch klar. Aber ist das wirklich so selbstverständlich? Für uns schon, denn wir sind es nicht anders gewohnt. Uns fällt erst auf, dass etwas fehlt, wenn es Unterbrechungen in der sonst so selbstverständlichen Stromversorgung gibt. Und dann ist der Aufschrei groß – welcher moderne Haushalt funktioniert schon ohne Strom?

Unterbrechungen in der Stromversorgung gibt es in Osnabrück zum Glück nur sehr selten. Wobei das natürlich nicht dem Glück überlassen ist, sondern es kümmern sich fachmännisch unsere Kollegen darum, dass alles einwandfrei funktioniert – zum Beispiel aus dem Bereich der Kabelmess- und Diagnosetechnik. Noch nie davon gehört? Dann wird es aber Zeit...

Es ist 08:15 Uhr als die Netzleitstelle der SWO Netz in Osnabrück die Meldung bekommt, dass in einem Stadtteil in Osnabrück der Strom aufgrund eines Kabelfehlers im Mittelspannungsnetz ausgefallen ist. Ein Bagger hat ein Kabel beschädigt – zum Glück wurde niemand verletzt. Aber der Schaden hat zu einem weiteren Folgeschaden im Netz geführt, der nicht sichtbar, irgendwo unterirdisch im Netz liegt.

Nur wenige Minuten nach der Meldung sitzen Manfred Joetzie und Alexander Schwarz im Kabelmesswagen und sind auf den Weg an den Ort des Geschehens. Wobei  das so schon nicht ganz stimmt, denn die beiden wissen noch nicht genau wo das ist. Was sie wissen: Es ist zu einem Stromausfall aufgrund eines Kabelfehlers gekommen. Was sie noch wissen: Sie müssen diesen Kabelfehler schnellstmöglich finden, denn keiner ist gerne ohne Strom. Was sie (noch) nicht wissen: Wo sich der Fehler befindet, der den gesamten Stadtteil ohne Strom dastehen lässt.

Kabelmesstechnik

Mit so einem Kabelmesswagen sind Manfred Joetzie und Alexander Schwarz in Osnabrück unterwegs.


 

Kabelmesswagen Innenansicht

Und so sieht ein Blick ins Wageninnere aus.


 

»Das Ganze hat manchmal ein bisschen etwas von der bekannten Suche nach der Nadel im Heuhaufen«, schmunzelt Schwarz.

Wobei die Fachmänner bisher noch jedem Kabelfehler auf die Schliche gekommen sind. Dabei helfen ihnen modernste Technik und jede Menge Berufserfahrung. Im Fall von Manfred Joetzie bereits sehr viel Erfahrung: „Seit mehr als 18 Jahren habe ich Kabelfehlern den Kampf angesagt!“

Manfred Joetzie und Alexander Schwarz sind gerade mit ihrem Messwagen angekommen. Ein Wagen, um den sie übrigens viele Kollegen aus anderen Unternehmen beneiden. „Nicht jeder Netzbetreiber hat die Möglichkeit Kabelfehler in seinem eigenen Netz zu orten und zu beheben“, so Schwarz. „Da sind wir schon sehr gut ausgestattet und so natürlich auch schnell vor Ort.“ Für Manfred Joetzie und seinen Kollegen Alexander Schwarz bedeutet das gleichzeitig aber auch: Nicht nur das eigene Verteilnetz der SWO Netz, das immerhin ganz Osnabrück umfasst, muss auf Stand gehalten werden – auch andere Netzbetreiber fordern die Dienste der zwei Fachmänner an:

»Meine weiteste Strecke hat mich bisher zu einem Kabelfehler in die Nähe von Koblenz geführt«, blickt Joetzie zurück.

 

Mit so einem Bodenmikrofon "erhört" der Kabelprüfer den Kabelfehler.

Aber zurück zum aktuellen Fall nach Osnabrück: Die Messtechniker platzieren sich mit ihrem Messwagen und beginnen mit der Vorortung: Dafür wird der Kabelmesswagen an das defekte Mittelspannungskabel bzw. an die Schaltanlage angeschlossen. Die Fehlerstelle kann so auf ein kleines Gebiet im Kabel eingeschränkt werden. Wie das funktioniert? „Die Messwerte zeigen uns, wo der Fehler liegt“, erklärt Schwarz. „Gleichzeitig führen wir eine visuelle Kontrolle durch. Das heißt, wir schauen uns an, ob äußere Einflüsse erkennbar sind, die den Fehler möglicherweise verursachen können.“

Im Nachgang folgt die Nachortung. Hier kommt ein sensibles Bodenmikrofon zum Einsatz. Über den Messwagen werden Spannungsimpulse ins defekte Kabel gegeben, die an der Fehlerstelle zu Entladungen führen und kleine Klopfgeräusche verursachen. Dieses Klopfen – das für den Laien nur schwer zuzuordnen ist – zeigt den Fachmännern den genauen Ort des Fehlers an. „Dank der vorherigen Eingrenzung des Gebietes müssen wir dabei allerdings nicht ein zwei Kilometer langes Kabel ablaufen, sondern können uns auf ein kleineres Gebiet beschränken“, erklären die Fachmänner. Oberste Priorität hat dabei natürlich die Sicherheit: „Wir sprechen hier von Spannungen von bis zu 32.000 Volt – je nach Kabeltyp“, so Joetzie. Zum Vergleich: Eine haushaltsübliche Steckdose hat eine Spannung von 230 Volt.
 

Ok, das Prozedere klingt jetzt ziemlich abstrakt und schwer vorstellbar. Deshalb versuchen wir es einmal mit einem Beispiel aus dem Alltag zu erklären. Ihr habt einen defekten Fahrradschlauch, wisst aber nicht genau wo sich das Loch im Schlauch befindet und ihr flicken müsst. Deshalb haltet ihr den Schlauch in einen Eimer Wasser und schaut wo Luft austritt und das Wasser im Eimer zu blubbern beginnt. So ähnlich gehen Manfred Joetzie und Alexander Schwarz bei der Fehlersuche vor. Nur, dass der Fehler nicht sichtbar ist wie beim Wasserschlauch, sondern sich unterirdisch verbirgt...

„Kabelfehler können dabei ganz unterschiedliche Ursachen haben“, erklären die Fachmänner. „Nicht immer liegt das an äußeren Einflüssen. Kabel können auch einfach alt werden, verschleißen sozusagen. Wenn diese dann nicht rechtzeitig ausgetauscht werden, kommt es zu solchen Kabelfehlern und somit zu Stromausfällen.“ Deshalb lassen es Manfred Joetzie und Alexander Schwarz gar nicht erst soweit kommen:

»Unser Leitspruch: Kabelfehlern vorbeugen und ihnen erst gar keine Chance geben!«
 

Regelmäßig sind sie deshalb im gesamten Netzgebiet unterwegs, um Kabel auf ihren Zustand zu untersuchen und zu bewerten. „Wer weiß wie sein Netz aussieht, hat weniger Probleme mit Kabelfehlern“. Und die beiden Messtechniker kennen ihr Netz von stolzen 650 Kilometer Länge ganz genau.

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Lisa

Blogger:in

Veröffentlicht am
21.06.2019

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