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"Man muss den Tieren was bieten!"

Detlef Niebler arbeitet seit 40 Jahren im Osnabrücker Zoo

Osnabrücker Zoobesucher kennen den Mann mit der dunklen Löwenmähne schon seit 40 Jahren. Damit ist Detlef Niebler der dienstälteste Mitarbeiter auf dem Schölerberg. Für viele Zoofans ist er ein Urgestein – unverwechselbar geblieben in der sich stetig wandelnden Zoowelt. Unverwechselbar auch in seiner herzlichen Art gegenüber Tieren und Menschen.

So unverwechselbar, dass Osnabrücker ihn auch außerhalb des Zoos erkennen. Es seien jedoch nicht die Zoobesucher, sondern vor allem ehemalige Praktikantinnen oder Praktikanten, die ihn ansprächen: „Da kommen dann oft schöne Geschichten wieder in Erinnerung.“ Einmal habe ihm eine erwachsene Frau sogar gestanden, sich während ihres Jahre zurück liegenden Schulpraktikums ein wenig in ihn „verguckt“ zu haben. Meist kreisten die Gespräche jedoch um die Tiere und den Zoo: „Auch wenn ich beim Arzt bin oder Behördengänge machen muss – dank meines Berufes gibt es immer ein Gesprächsthema.“

»Es kommt schon mal vor, dass ich auch beim Einkaufen in der Stadt erkannt werde,«

sagt Niebler.

Ein Junggesellentrupp im Osnabrücker Zoo

Zur Zeit hat Detlef Niebler viel Neues zu erzählen. Denn erstmals lebt eine reine Männer-WG im Elefantengehege – ein in Europa einmaliges, wissenschaftlich begleitetes Projekt und auch für einen alten Hasen wie Detlef Niebler Neuland. „Ich finde das äußerst spannend, das ist noch einmal eine ganz spezielle Herausforderung“, erklärt der 61-Jährige mit blitzenden Augen. Junggesellentrupps ziehen auch in freier Wildbahn umher, meist unter Leitung eines älteren Bullen. Diese Rolle hat Luka in Osnabrück übernommen. Mit seinen 40 Jahren hat Luka eben soviel Lebenserfahrung als Elefant wie Detlef Niebler als Elefanten-Pfleger, der den Besuchern erklärt, warum die Jungbullen derzeit einen Bogen um den Herdenführer machen. Luka ist gerade in der Musth (sprich: Mast). „Musth, das heißt, dass er im Frühjahr einen 40-fach höheren Testosteronwert hat als normal. Da weiß er selbst nicht mehr, was er tut. Deshalb lassen wir ihn lieber in Ruhe“, so der erfahrene Tierpfleger mit Blick auf den abseits stehenden Luka. Die drei- bis fünfjährigen Jungbullen hingegen lassen sich gerne für eine kleine Abwechslung an den Zaun locken. „Wir haben nie ungeschützten Kontakt zu den Tieren. Mithilfe eines medizinischen Trainings lernen sie aber zu uns zu kommen, damit wir sie beispielsweise untersuchen können“, erklärt Niebler die so genannte „Hands-off-Haltung“.

»Früher haben wir den Tagesablauf der Tiere so strukturiert, wie er am besten in die Abläufe des Zoos passte, heute richten wir uns nach den Bedürfnissen der Tiere.«

Zoobesucher bringen heute viel Vorwissen mit

„Die Gehege haben sich verbessert, die Tiere haben mehr Rückzugsmöglichkeiten und mehr Abwechslung“, erzählt Niebler. Doch nicht nur der Zoo, auch seine Besucher haben sich verändert: „Sie haben viel mehr Vorwissen und kommen auch mit kritischen Fragen auf uns zu.“ Detlef Niebler beantwortet diese gern. Durch seine Erfahrung und regelmäßigen Austausch mit Kollegen aus aller Welt hat er ein umfassendes Wissen gesammelt. Das teilt er gerne – mit Besuchern und mit Kollegen, zu denen seit einiger Zeit auch seine Tochter gehört. Auf die Frage, ob Tierpfleger sein Traumjob sei, antwortet Detlef Niebler ohne zu zögern: „Ja, schon immer!“

Herr Niebler im Zoo Osnabrück

In den 40 Jahren seiner Tätigkeit im Osnabrücker Zoo und durch den regen Austausch mit Kollegen aus aller Welt hat Detlef Niebler ein umfassendes Wissen gesammelt.

Am häufigsten ist er bei den Elefanten oder im Menschenaffenhaus anzutreffen, für die er als Revierleiter verantwortlich ist. Voller Respekt, Zuneigung und mit viel Sachkenntnis erzählt er von seinen Lieblingstieren: „Ich arbeite besonders gerne mit Menschenaffen und Elefanten, weil sie sehr anspruchsvoll sind. Man muss ihnen immer etwas Neues bieten. Sie wollen beschäftigt werden, sind neugierig und manchmal auch ehrgeizig.“ Ohne Animationsprogramm, das sie beschäftigt, langweilen sich Menschenaffen, vor allem im Winter, wenn nur wenige Besucher kommen.

Von den Tieren könne man lernen, sagt Detlef Niebler nachdenklich: „In Sachen Familienzusammenhalt und Sozialverhalten können wir Menschen uns ein Beispiel nehmen, da ist bei uns im Laufe der Evolution einiges abhanden gekommen.“ Ihn habe einmal sehr beeindruckt, wie umsichtig einige Herdenmitglieder die gehbehinderte, unsichere Sikkim über eine glatte Stelle am Boden geleitet hätten. Und auch einige Erziehungsmethoden der Affenmütter seien vorbildlich.

Nach so langer Zeit im Traumjob hebt sich Detlef Niebler immer noch einen „tierischen“ Traum für seinen Ruhestand auf:

»Dann möchte ich einmal nach Afrika reisen und Elefanten in ihrer natürlichen Umgebung erleben.«

Mehr zum Zoo Osnabrück:

Hier beantwortet die Osnabrücker Seite Hasepost.de die Frage: Gehen Elefanten zur Pediküre

Lisa

Blogger:in

Veröffentlicht am
11.11.2015

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