Fast auf den Tag genau vor 125 Jahren – nämlich am 17. Dezember 1890 floss erstmals Wasser durch ein 43 Kilometer langes Rohrsystem in Osnabrück ...
Selten war Wasser so gefragt: „Mit 43.500 m³ erreichten wir am 1. August den bisherigen Spitzenwert“, stellt Joachim Nolte, Leiter Anlagenbetrieb der SWO Netz GmbH, fest. Zum Vergleich: Durchschnittlich fließen täglich 30.000 m³ Wasser ins Osnabrücker Leitungsnetz, das Minimum liegt bei etwa 20.000 m². Eine echte Herausforderung für die Wasserversorger.
Wasser gibt es genug
»Grundwasser gibt es in unserer Region genug. Wir geben es nach Gebrauch und Aufbereitung ja auch in den Wasserkreislauf zurück«, stellt Joachim Nolte klar.
„Aber unsere Technik kommt an ihre Grenzen.“ Die Kapazität der Anlagen, von den Brunnenpumpen über die Wasserwerke bis zu den Hochbehältern, orientiert sich an den Entnahmemengen, welche die Stadtwerke bewilligt bekommen. Die wiederum richten sich nach dem ermittelten Bedarf.
„Die üblichen saisonalen Schwankungen sind einkalkuliert. Aber extreme Ausreißer wie diese lange Trocken- und Hitzeperiode fordern uns heraus“, so Nolte.
Stresstest für Mensch und Technik
Vor allem bei Störfällen: „Am 25. Juli kam es aufgrund eines Gewitters zu einem Stromausfall im Wasserwerk Wittefeld. Am Folgetag mussten wir alle Stadtbrunnen vom Netz nehmen, weil der Bedarf nach dem Starkregen plötzlich zurückging. In der Nacht zum 27. Juli fuhr unser Störungsdienst zu einem Feuerwehreinsatz, weil durch Entnahme von Löschwasser der Druck in der Dodesheide rapide gesunken war. Nach dem Gespräch mit den Feuerwehrkräften nutzten diese Löschwasser aus der Nette. Am 29. Juli sorgten Gewitter dafür, dass wir die Reinwasserförderung im Wasserwerk Wittefeld reduzieren und Brunnen vom Netz nehmen mussten“, fasst Nolte die Turbulenzen der letzten Tage zusammen.
Das Ab- oder Zuschalten der Brunnen oder die Regulierung in den Wasserwerken müssen oft in nur ein bis zwei Stunden erfolgen. „Sonst ist die Versorgung nicht stabil oder die Hochbehälter laufen über.“
Alles im Blick
Die Basis für das krisenfeste Wassermanagement ist ein zuverlässiges Kontrollsystem: „Unsere Netzleitstelle meldet Störfälle sofort.“ Die diensthabenden der insgesamt sieben Mitarbeiter der Prozessteuerung leiten dann die entsprechenden Maßnahmen ein. Sie stellen eine 24-Stunden-Bereitschaft sicher. Bei Schäden an den Anlagen rücken die Kollegen des 20-köpfigen Instandhaltungsteams aus.
»So haben wir auch die Ereignisse der letzten Tage bestens gemeistert. Am Ende konnten wir immer ganz klar sagen: Die Wasserversorgung ist sicher!«
Sogar so sicher, dass die Stadtwerke Osnabrück derzeit den Bereich Engter und Hesepe und andere Kommunen mitversorgen, weil die Kapazitäten der dortigen Wasserversorger nicht ausreichen.
Herausforderungen der Zukunft
Joachim Nolte sieht dennoch Handlungsbedarf: „Aufgrund der prognostizierten Zunahme von Extremwetterlagen und den damit verbundenen Schwankungen müssen wir mittelfristig unsere Technik anpassen“, ist er sicher. Außerdem könne jeder von uns etwas tun:
„Wichtig ist der bewusste und vor allem nachhaltige Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser. Ganz besonders jetzt!“
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Ein Kommentar
Markus Möller
11. Dezember 2018 um 9:56
Es ist schon eine technische Herausforderung, auch für die Stadtwerke. Die saisonalen Schwankungen machen das Regulieren der Wasserwerke natürlich schwieriger. Ich habe mittlerweile auch eine Anlage zur Wasseraufbereitung in einem Ferienhaus, welches sich aber nicht in Deutschland befindet. Glücklicherweise habe ich dort eine kurze Anbindung an das öffentliche Wasserversorgungsnetz. Es ist auf jeden Fall ein interessantes Thema. Sauberes und gut gefiltertes Wasser ist meiner Meinung nach schon in gewisser Weise ein Privileg.